Die Hundezucht ist ein vielschichtiges Thema und verlangt vom Züchter ein breites Wissen und vor allem den Willen, sich stetig fortzubilden.
Züchten ist sehr viel mehr, als zwei augenscheinlich gesunde, typvolle und leistungsstarke Hunde miteinander zu verpaaren. Gerade bei einer so populationsschwachen Rasse wie dem Epagneul Picard. Muss dieser Rüde wirklich noch einen siebten (oder leider auch achten, neunten oder zehnten) Wurf machen? Macht es Sinn die zwei Hunde aus besonders häufig vertretenen Linien miteinander zu verpaaren? Hier heißt es mehr noch als bei breiter aufgestellten Hunderassen einige Generationen weiter zu denken. Zugegeben eine schwere Aufgabe, da man sich hier meist nur auf Vermutungen stützen kann.
Schlussendlich kann aber jeder nur nach bestem Wissen und Gewissen Entscheidungen treffen. Man kann nicht alles beeinflussen und über viele Dinge wissen wir einfach noch zu wenig (Vererbung von HD oder Epilepsie, um Beispiel zu nennen) um sie komplett ausschließen zu können.
Zu jeder vom FCI anerkannte Rasse gehört auch ein Rassestandard. Ziel ist es, diesem durch gezielte Zucht möglichst nahezukommen. ABER ein Rassestandard kann unterschiedlich ausgelegt werden. Fast jeder Züchter hat seine eigenen Vorlieben und Vorstellungen, wie der Idealvertreter einer Rasse aussehen sollte. Nicht selten unterliegen Rassen einer Modeerscheinung, die Jahre später nicht mehr als erstrebenswert angesehen wird.
Ich denke, in einer Rasse sollten unterschiedliche Typen erhalten bleiben. Die Selektion auf eine bestimmte Optik kann dazu führen, dass man diese später nur noch schwer Ausgleichen kann (siehe kurzschnäuzige Rassen). Lässt man den Rassestandard allerdings ganz außer acht, kann dies nicht nur zur Folge haben, dass man eine Rasse nicht mehr als solche erkennt. Körperbau, Farbe und Fellbeschaffenheit sind bei den Arbeitsrassen an deren Einsatzgebiet angepasst. Nur ein Hund mit einer gesunden und passenden Anatomie kann Höchstleistungen erbringen.
Trotz dessen sollte die Zucht auf eine bestimmte Optik nie über das Zuchtziel der Gesundheit und Leistungsfähigkeit gestellt werden.
Der Epagneul Picard ist ein Gebrauchshund und soll dies auch bleiben. Das bedeutet, dass dieser Aspekt eine wichtige Rolle in der Zucht spielen sollte. Es gilt die Arbeitsanlage einer Rasse zu erhalten, zu fördern und zu verbessern.
Das heißt, dass für den Zuchteinsatz bestimmte Prüfungen vorausgesetzt werden. Das ist wichtig, da sonst schwierig zu beurteilen ist, ob der Hund die entsprechenden Anlagen auch wirklich mitbringt. Leider ist es nicht immer möglich, dass man sich von den Anlagen des Hundes live überzeugen kann.
Zucht auf Leistung darf aber auch nicht heißen, nur die Hunde miteinander zu verpaaren, die möglichst viele und möglichst erfolgreich Prüfungen gelaufen sind. Gerade beim Epagneul Picard würde dies die Zuchtbasis gar nicht hergeben (plus die Unterschiede zwischen den französischen und deutschen Prüfungen).
Auch hier gilt es die Linie des Hundes zu kennen. Was kann diese an Leistungen vorweisen? Welche Schwächen und welche Stärken zeigen sich und wie kann ich diese festigen oder ausgleichen? Das zu starke Versteifen auf Prüfungsleistungen kann zur Folge haben, dass viele Hunde mit sehr guten Anlagen (und top Gesundheitswerten sowie Typ) für die Zucht verloren gehen, weil der Besitzer kein weiteres Interesse, keine Zeit oder schlicht kein besonders großes Talent für die Hundeausbildung hat.
Dieser Punkt sollte in der Hundezucht immer den höchsten Stellenwert haben. Eine Grundlage für Gesundheit ist, die genetische Vielfalt zu erhalten und sie eventuell sogar zu erweitern. Man sollte lieber eine problemlose Fehlfarbe in Kauf nehmen, als einen Hund, der möglicherweise sein ganzes Leben unter einer erblichen Krankheit leidet.
Leider ist die Zucht auf Gesundheit nicht immer einfach. Für vieles gibt es mittlerweile Untersuchungen und Gentest. Allerdings nicht für alles. Manche Krankheiten können sich erst ab einem bestimmten Alter bemerkbar machen. Von vielen kann auch ein nicht betroffener Hund Träger sein. Es heißt also wieder nicht nur zwei scheinbar gesunde Hunde miteinander zu verpaaren, sondern gleichzeitig auch deren Linien im Blick zu haben. Als Züchter heißt das: Ahnenforschung sowie die neuen Generationen im Blick haben. Dafür ist vor allem der ehrliche Austausch untereinander unverzichtbar! Leider werden Probleme aus Angst, dass sie auf die eigene Zucht zurückfallen, verschwiegen. Dass dies diese wiederum nur weiter fördert, sollte allen klar sein.
Auch Welpenkäufer die nicht vorhaben zu züchten können ihren Teil zu der Gesunderhaltung einer Rasse leisten, indem sie entsprechende Test und Untersuchungen vornehmen und diese dem Züchter und Verein zur Verfügung stellen.